Entdecken! V I V I A N A S S A L K O O H N AVA R D Ballerina Vivian Assal Koohnavard hat iranische Wurzeln und ihr Herz schlägt für zwei Welten: ihre persische Heimatkultur und das Tanzen, das in der iranischen Öffentlichkeit verboten ist. Am Staatsballett in Berlin kann sie ihre Tanzleidenschaft auf der Bühne ausleben, und dennoch schmerzt ihr Herz, weil das Leben der Frauen im Iran noch immer stark reglementiert ist. In ihren Performances setzt Vivian ein Zeichen für alle Frauen, die sich nach Freiheit sehnen. ür uns Frauen in Deutschland erscheint vieles nor- mal, das bei genauerer Betrachtung leider gar nicht so selbstverständlich ist: die Haare im Wind tanzen zu lassen zum Beispiel, die Wärme der Sonne auf den freien Schultern zu spüren oder fröhlich zur Lieblingsmusik zu tanzen … All das sind Momente, in denen wir uns erfüllt fühlen, ganz bei uns sind, aber auch mit der Welt in Verbindung stehen. Diese Momente sind wie Glitzer, der spontan über unseren Alltag regnet und ihn zum Funkeln bringt – Glitzer, über den sich Frau- en im Iran nicht freuen dürfen. Denn im Iran ist all das verboten: Frauen müssen unter anderem Haare und Haut bedeckt halten, und Tanzen ist in der Öffentlichkeit generell untersagt, auch für Männer. Nicht tanzen – das ist für Ballerina Vivian Assal Koohnavard unvorstellbar. „Beim Tanzen fühle ich mich frei, es kommt von Herzen“, sagt die iranischstämmige Frau. Im Heimatland ihrer Familie stellt es jedoch eine Provokation dar, und wer es dennoch wagt, riskiert eine Gefängnisstrafe. Vivian hingegen entdeckte schon als junges Mädchen ihre Leidenschaft fürs Ballett – und ihre Eltern ermöglichten es ihr, im Tanz aufzublühen. Leidenschaft fürs Ballett Gegen Ende der 80er-Jahre zogen ihre Eltern von Teheran nach Schweden. Vivian wurde in Göteborg geboren und hat einen schwedischen Pass. Dennoch ist die persische Kultur ein wichtiger Teil ihrer Identität. „Alles, was von Herzen kommt und warm ist, kommt für mich aus der persischen Kultur. Wie meine Küche aussieht, was ich koche, wie ich mich kleide und wie ich rede“, erzählt sie. Beim Tanztraining ist Dehnen mitunter besonders wichtig (linkes Bild). Vivian trägt dabei einen „Woman, Life, Freedom”- Pulli, den die iranisch-deutsche Designerin Leyla Piedayesh entworfen hat Denn auch wenn das Haus, in dem sie aufwuchs, von außen typisch schwedisch aussah: Sobald ihre Freunde durch die Ein- gangstür gingen, tauchten sie ein in eine orientalische Welt, die sie zum Staunen brachte. Perserteppiche, Ledersofa, Vorhänge mit Goldfäden, das Bücherregal gefüllt mit persischer Literatur – eine gemütliche Oase, in der der Duft von exotischen Gewürzen Vorfreude auf mehr davon machte. Vivian und ihre Schwestern konnten sich nach der Schule im Tanzen und Spielen von Instrumenten ausprobieren. Die Mutter sah, wie talentiert Vivian war. Eines Tages entdeckte sie in der Zeitung eine Annonce für eine staatliche Ballettschule, 29