Entdecken! Entdecken! „Bitte, vergib deiner selbstsüchtigen großen Schwester. Es tut mir leid.“ Hirai sah Kazu in die Augen und nickte entschlossen. Die Bedienung stellte die Tasse auf den Tisch, nahm mit der rechten Hand die Silberkanne vom Tablett und sah ihre Freundin mit leicht gesenktem Kopf an. So war die Zeremonie, wie bei jedem Gast auf dem magischen Stuhl. „Vergiss nur nicht“, flüsterte Kazu, „den Kaffee auszutrinken, bevor er kalt wird.“ Langsam goss sie die heiße Flüssigkeit in die Tasse, die lautlos als schmaler schwar- zer Faden aus der kleinen Öffnung der Silberkanne floss. lieren – die Zeit war kostbar und knapp. Dampf stieg von dem frisch zubereiteten Getränk auf, und Hirai wurde schwindelig. Alles begann sich zu drehen, sie wurde eins mit dem Dampf, der sie in sich aufnahm, und sie spürte, wie sie aufstieg. Auch wenn sie es zum ersten Mal erlebte, hatte sie keine Angst. Ihre Ungeduld schwand, und sie schloss die Augen. Langsam kehrte Hirais Gefühl für den eigenen Körper zurück, als eine vertraute Stimme plötzlich ihren Namen sagte. Sie riss die Augen auf und sah, wie Kei sie in ihrer weinroten Schürze mit großen, run- VON GANZEM HERZEN Hirai beobachtete, wie sich die Tasse füllte, und wurde immer ungeduldiger. Sie woll- te unbedingt in die Vergangenheit reisen und ihre kleine Schwester treffen, um sich bei ihr zu entschuldigen. Doch der Kaffee würde sofort anfangen, an Wärme zu ver- nur lästig gewesen. Und abgesehen davon, dass sie Kumi schlecht behandelt hatte, gab es da noch das Thema, dass Kumi für sie das Hotel übernommen hatte. Als Hirai von zu Hause wegging und ihre Familie den Kontakt zu ihr abbrach, wurde Kumi automatisch die Nachfolgerin ihrer Eltern, zumal sie deren hohe Erwartungen unter keinen Umständen enttäuschen wollte. Doch was, wenn Kumi selbst ganz andere Pläne gehabt hatte, die damit zunichtegemacht wurden? Wenn Hirai durch ihren Egoismus, ihr eige- nes Leben führen zu wollen, Kumis Traum zerstört hatte, würde das erklären, warum ihre kleine Schwester immer wieder darum gebeten hatte, dass sie nach Hause kam – damit auch sie die Möglichkeit hatte, ihren Traum zu verwirklichen. Wenn Hirai ihre Freiheit auf Kumis Kosten ausgelebt hatte, dann wäre es nur logisch, wenn diese ihr das vorgeworfen hätte. Doch es gab keine Möglichkeit, ihre Schuld- gefühle zu lindern. Umso mehr wollte sie sich entschuldigen. Wenn sie schon nicht die Gegenwart ändern konnte, dann konnte sie zumindest sagen: „Mikkaminumanosakura”: der Begriff beschreibt, wie sich alles verändert 33